Grenzerfahrungen

 Schengen gebührt als europäischem Symbol ein fester Platz auf der Route. Hier gibt es zwar nichts zu sehen, aber trotzdem erfreut sich der Ort einiger Beliebtheit unter Touristen. Auf dem Platz vor dem europäischen Museum wehen die Fahnen aller Schengen-Staaten und wenn man sieht, vor welchen davon sich die Besucher fotografieren, dann muss der Ort schon eine Bedeutung für die Menschen haben. Schengen-weit eben. Außer diesem Platz und dem Museum gibt es aber nichts - nicht mal ein gescheites Gasthaus.
Hotel zur Eiche in Oberthal
Die Ausstellung im "Museum" hat man in fünf Minuten erledigt - lauter Vitrinen mit Erklärungen zum Einigungsprozess. Bleibt noch das Museumscafé, wo es wenigstens einen guten Kuchen gibt.

Der Start heute Morgen war etwas holprig. Der erste Blick aus dem Fenster bot eine regennasse Straße. Nach dem Frühstück setze ich den Akku ein und staune nicht schlecht, als das Display ganze zwei Striche für schlappe 20-40 Prozent Akkuladung anzeigte. Akku raus, Akku rein - nichts geändert. Dann schaut der Wirt zur Tür raus und fragt, wo ich denn den Zimmerschlüssel hätte. Gemeinsam suchen wir meinen Frühstücksplatz (wo ich ihn hatte) und mein Zimmer ab. Nichts. Also hole ich mein Gepäck wieder rein und fange an auszuladen.
Kaffee mit Blumenerde
Den Akku mit dem Ladegerät noch einmal an die Steckdose - voll. Also wieder ans Fahrrad, Akku rein. Wieder nur zwei von fünf Strichen. Dann ziehe ich noch einmal den Monitor von der Halterung, wische einmal über die Kontakte und setze ihn wieder auf. Voll. Und dann schaut der Wirt aus der Tür und ruft, er habe den Schlüssel unter der Bank gefunden. Also alles wieder aufladen und los.

Die Berglandschaft im Saarland fordert Muckis oder Akku (ich entscheide mich für Akku und Geduld) Es geht ziemlich häufig und ziemlich steil bergauf und bergab. Ein zuschaltbarer Nabendynamo wäre nicht schlecht, der beim Bergabrollen den Akku lädt. Der Regen, die Route und der Gedanke an ein Klo machen sogar ein Supermarktcafé zu einem attraktiven Ort.
saftige Pferdewiesen, nix verdörrt...
Hier konnte ich bei einem Kaffee die nächste Etappe der Route herunterladen und prüfen, ob die denn diesmal wirklich nicht auf Waldwegen führt. Vorsichtshalber habe ich mir noch die Ortsnamen gemerkt, damit ich der Straßenbeschilderung folgen kann, wenn das Navi mal wieder abenteuerlich abbiegen will.

Der Regen begleitet mich noch eine Weile durch den Vormittag, aber diesmal war ich schneller und habe das Regenzeug rechtzeitig aus der Tasche gefischt.
Die letzten Anstiege vor der Grenze lassen mich um den Akku bangen. Die Steigung ist nicht von schlechten Eltern. Also lieber langsam und gleich wieder abschalten, wenn es eben wird.

Entlang der Grenze wurden über die letzten Jahre im Rahmen eines Kunstprojektes Steinskulpturen von internationalen Künstlern aufgestellt. "Steine an der Grenze".
Steine an der Grenze
In dem nebeligen Wetter wirken die Kunstwerke besonders beeindruckend. Leider müssen einige Skulpturen von Gitterzäunen geschützt werden, weil der Baustellenverkehr für die umliegenden Windanlagen zu gefährlich wäre. Der Weg führt einige Kilometer entlang der Grenze, die Kunstwerke tauchen links oder rechts des Wegs aus dem Nebel auf. Dazu das Gepiepe der Baufahrzeuge beim Rückwärtsfahren und der Weg von den Lastern komplett vermatscht.
Der nächste Dorfeingang bedeutet mir, dass ich in Frankreich bin. Nun geht der Weg in leichten Hügeln nach und nach hinuter bis zur Mosel. Kurz am rechten Ufer entlang zurück nach Deutschland, dann über die Brücke nach Schengen. Ich fahre am Ufer entlang und suche ein Gasthaus. Nix. Am Ortsende eine Aral-Tanke.
Kein Kunstwerk sondern das Fundament eines Windrads
Hier frage ich, ob ich bei ihnen wohl den Akku laden dürfte. Die Dame muss erst die Chefin fragen. Und die meint, das ginge nicht - es könnte ja was kaputt gehen. Aral ist bekannt für guten Service - aber nur für Autofahrer. Zurück am europäischen Museum sehe ich die Touristeninfo auf einem Schiff am Anleger. Da haben sie keine Angst und laden mir den Akku.

Das Wetter bleibt heute verhangen bis regnerisch, ich werde mich wohl zum Nachmittag wieder ins Regenzeug pellen. Vorher noch den Baustellenschlamm aus der Kette putzen.

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